Je größer die Entscheidung, desto mehr Leute müssen um Rat gefragt werden

Viele Unternehmen, die heute nicht mehr existent sind oder nur noch einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe besitzen, haben eine auffallende Gemeinsamkeit in ihrer Historie. Sie haben an einem wichtigen Punkt der Firmenentwicklung den falschen Weg gewählt. Häufig hat nur eine einzige Person eine Entscheidung getroffen, die den Niedergang herbeigeführt hat.

Eines der bekanntesten Beispiele für eine solche Fehlentscheidung ist der Fall von Nokia – immerhin ehemaliger Weltmarktführer für mobiles Telefonieren. Im Jahr 2007 war Olli-Pekka Kallasvuo CEO von Nokia. Er wollte offensichtlich nicht wahrhaben, dass mit der Einführung der ersten iPhone-Generation von Apple, eine Gefahr für sein Unternehmen entstand. Noch ein Jahr nach Apples Einführung sagte er: „… das iPhone bleibt ein Nischenprodukt.“

Welche Haltung steckt hinter dieser Aussage? Was denken Sie, wie die Unternehmenskultur zu dieser Zeit bei Nokia war?

Wie hätte es besser laufen können?

Vier Augen sehen mehr als zwei, und was ist erst mit 1.000?!

Ich habe mich bei dem Fall von Nokia immer gefragt, wie viele der Nokia-Mitarbeitenden – im ersten Jahr – ein iPhone kauften, es nutzten und wahrscheinlich, so wie alle anderen Anwender begeistert waren? Was wäre passiert, wenn die Kultur bei Nokia eine gänzlich andere gewesen wäre? Stellen wir uns ein Unternehmen vor, indem nicht nur alle Ideen geäußert werden, um aus ihnen Innovationen zu entwickeln, sondern auch alle Bedenken, um mögliche Gefahren zu erkennen und abzuwehren.

Gehen wir noch einen Schritt weiter und überlegen was passiert, wenn diese darüber hinaus von einer größeren Gruppe an Mitarbeitenden diskutiert werden können.

Im Buch Reinventing Organisations von Frederic Laloux, werden zahlreiche Unternehmen beschrieben, die eine außergewöhnliche Kultur besitzen. Eines der Unternehmen ist Buurtzorg, ein niederländisches Unternehmen, welches in der Altenpflege tätig ist. Es wurde im Jahr 2006 von Jos de Blok gegründet. Jos war selber Krankenpfleger und hat sein Unternehmen nach seinen eigenen Vorstellungen, völlig neu strukturiert. Mittlerweile arbeiten mehr als 9.000 Mitarbeitende bei ihm, das entspricht 75 % aller Pflegekräfte der Niederlande.

Die Kultur bei Buurtzorg ist legendär! So nutzen Jos und seine Mitarbeitende das firmeneigene Intranet, um wichtige Ideen dort vorzustellen. Die Werte bei Buurtzorg, wie Offenheit, Respekt, Ehrlichkeit und Vertrauen sind sehr hoch entwickelt. Innerhalb kürzester Zeit diskutieren, ergänzen und bewerten hunderte von Kollegen die Ideen  –  immer konstruktiv und sachlich!

Was wäre gewesen, wenn die Kultur bei Nokia der von Buurtzorg geähnelt hätte und Olli-Pekka Kallasvuo im Jahr 2007 seine Mitarbeitenden gefragt hätte, was sie von dem neuen iPhone halten? 2007 hatte Nokia ca. 110.000 Beschäftigte. Der durchschnittliche Anteil der Personen, die sehr früh Produkte kaufen (die sog. Innovatoren) liegt bei 2,5 %. Hätte bedeutet, dass mindestens 2.750 Nokia-Mitarbeitende eine Meinung gehabt hätten, wahrscheinlich sogar deutlich mehr. Was für ein Wissen!

Lassen Sie uns die richtige Unternehmenskultur erschaffen!