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Unser Blog erscheint regelmäßig mit neuen Beiträgen aus den Themenbereichen der Anforderungsvermittlung und agilen Skalierung.

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Von der Schulung in die Praxis – Anwendung der theoretischen Grundlagen des Requirements Engineering in der realen Projektsituation

Verkehrsschild illustriert mit der Aufschrift "Praxis" und einem Pfeil nach oben sowie "Theorie" durchgestrichen, impliziert die Bevorzugung praktischer Erfahrung gegenüber theoretischem Wissen.

Das Anforderungsmanagement ist eine grundlegende Disziplin in der Produktentwicklung (Hardware und Software) und stellt sicher, dass Produkte die Bedürfnisse und Erwartungen der Stakeholder erfüllen. Auch wenn dieses Prinzip einfach erscheint, kann die Anwendung theoretischer Grundlagen in der Praxis eine Herausforderung darstellen. In diesem Artikel möchte ich Ihnen zeigen, welche Kernelemente aus den theoretischen Grundlagen des Anforderungsmanagements Sie in Ihren Entwicklungsvorhaben besonders berücksichtigen sollten und was hierbei für die Umsetzung in die Praxis zu beachten ist.

Die Theorie

Bevor wir uns mit praktischen Anwendungen befassen, werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten theoretischen Grundlagen des Anforderungsengineerings.

Ermittlung: Bei der Ermittlung von Anforderungen geht es darum, Informationen von Stakeholdern zu sammeln, um deren Bedürfnisse, Wünsche und Einschränkungen zu erheben. Es erfordert aktives Zuhören und Kommunikationsfähigkeiten, um zu verstehen, was die Stakeholder wirklich brauchen. In der Theorie gibt es dafür viele verschiedene Techniken, um auch unbewusste oder unterbewusste Anforderungen zu ermitteln. So können Sie sicherzustellen, dass neben den offensichtlichen auch die als selbstverständlich und deshalb möglicherweise nicht zum Ausdruck gebrachten Anforderungen ermittelt werden.

Dokumentieren: Nachdem die Anforderungen ermittelt wurden, müssen sie klar und eindeutig dokumentiert werden. Dies beinhaltet typischerweise die Verwendung formaler oder semiformaler Notationen und Sprachen. Auch Modelle können zur Dokumentation verwendet werden, wodurch die Qual der Wahl der richtigen Dokumentationsform nochmals verschärft wird.

Validierung: Bei der Validierung handelt es sich um den Prozess, der sicherstellt, dass die ermittelten und dokumentierten Anforderungen die Bedürfnisse der Stakeholder best möglich widerspiegeln. Dies kann Überprüfungen, exemplarische Vorgehensweisen und Simulationen umfassen, um etwaige Missverständnisse oder Unklarheiten zu identifizieren und zu beheben.

Verifizierung: Bei der Verifizierung wird überprüft, ob das implementierte System die dokumentierten Anforderungen erfüllt. Um dies zu erreichen, werden typischerweise Tests und andere Qualitätssicherungsprozesse eingesetzt.

Das Wichtige für die Praxis

Nachdem wir nun über einen soliden theoretische Kontext verfügen, wollen wir untersuchen, wie wir diese Prinzipien effektiv in der Praxis anwenden können:

Zusammenarbeit mit Stakeholdern

Binden Sie Stakeholder während des gesamten Softwareentwicklungsprozesses ein. Führen Sie regelmäßige Meetings, Workshops und Umfragen durch, um deren Input und Feedback zu sammeln. Richten Sie klare Kommunikationskanäle ein, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse aller berücksichtigt werden. Achten Sie dabei insbesondere auf die Anzahl und die zeitliche Verfügbarkeit der Stakeholder und nutzen Sie den technischen Fortschritt moderner Kollaborationstools. Bspw. lässt sich mit der Ermittlungstechnik des digitalen Fragebogens eine große Zahl von Stakeholdern asynchron, d.h. zeitlich unabhängig nach Anforderungen befragen.

Anforderungen priorisieren und dokumentieren

Nicht alle Anforderungen sind gleich. Priorisieren Sie sie nach ihrer Bedeutung und Auswirkung auf das Projekt. Verwenden Sie Anforderungsmanagement-Tools, um Änderungen zu dokumentieren und zu verfolgen und sicherzustellen, dass Anforderungen gut dokumentiert, nachvollziehbar und leicht zugänglich sind.

Unklarheiten und Konflikte ansprechen

Suchen Sie in der Analysephase aktiv nach Unklarheiten und Konflikten in den Anforderungen. Dies kann weitere Diskussionen mit Stakeholdern und eine iterative Verfeinerung der Anforderungen beinhalten. Auch der generelle Anforderungsprozess, in Bezug auf Workshops, zeitliche Einbindung von Stakeholdern und Anforderungsartefakte sollte stets abgestimmt und validiert werden. Beseitigen Sie eventuelle Missverständnisse, um kostspielige Änderungen im späteren Entwicklungsprozess zu vermeiden.

Verwenden Sie geeignete Dokumentationstechniken

Wählen Sie die richtigen Notations- und Dokumentationsstechniken für Ihr Projekt. Unabhängig davon, ob Sie natürliche Sprache, formale Modellierung oder eine Kombination aus beidem verwenden, stellen Sie sicher, dass Ihre Dokumentationen klar, eindeutig und umfassend sind. In der Praxis unterliegt die Auswahl der dazu zu verwendenden Tools oftmals den Gegebenheiten des Projektes.

Validierung und Verifizierung

Führen Sie gründliche Validierungs- und Verifizierungsaktivitäten durch. Führen Sie Überprüfungen und Inspektionen durch, um die Richtigkeit und Vollständigkeit der Anforderungen zu überprüfen. Überprüfen Sie durch Test- und Qualitätssicherungsprozesse, ob das implementierte System die Anforderungen erfüllt.

Änderungen verwalten

Veränderungen sind in der Softwareentwicklung unvermeidlich. Etablieren Sie einen robusten Änderungsmanagementprozess, um Änderungen an Anforderungen effektiv zu bewältigen. Stellen Sie sicher, dass alle Beteiligten informiert sind und dass Änderungen dokumentiert, validiert und verifiziert werden.

Rückverfolgbarkeit

Sorgen Sie für die Rückverfolgbarkeit zwischen Anforderungen, Design und Code. Dies trägt dazu bei, sicherzustellen, dass das implementierte System die spezifizierten Anforderungen genau widerspiegelt, und ermöglicht eine einfachere Identifizierung von Auswirkungen, wenn Änderungen auftreten.

Fazit

Die Anwendung der theoretischen Grundlagen des Anforderungsmanagements in der Praxis ist für erfolgreiche Produktentwicklung unerlässlich. Indem Sie diese Grundsätze und Best Practices befolgen, können Sie die Kommunikation verbessern, Missverständnisse reduzieren und letztendlich Produkte liefern, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Stakeholder entspricht. Dabei ist das Anforderungsmanagement keine einmalige Aktivität, sondern ein fortlaufender Prozess, der sich im Laufe des Vorhabens weiterentwickelt. Berücksichtigen Sie es als eine entscheidende Komponente Ihres Entwicklungsprozesses und Sie werden die Erfolgschancen Ihres Projekts erheblich verbessern.

Möchten Sie Ihre theoretische Fähigkeiten im Anforderungsmanagement unter Durchführung praktischer Übung weiter ausbauen? Wir bieten Ihnen den passenden Rahmen mit unserem praxisorientierten CPRE FL Training. Wir freuen uns auf Ihre Anmeldung.

Profilbild des Mitarbeiter Michael Jantsch

Über den Autor

Michael Jantsch ist Anforderungsvermittler mit den Schwerpunkten Anforderungsmanagement und Business- / Systemanalyse.

Sein Einsatz in Kundenprojekten umfasst das Ermitteln, Prüfen und Dokumentieren von Anforderungen, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Business und IT

Seine besondere Stärke liegt auf der Unterstützung der Fachbereiche bei der Analyse des fachlichen Bedarfs und dem Übertragen des Kundenbedarfs in Systemanforderungen.

Anforderungsvermittler / Consultant

Über den Autor

Profilbild des Mitarbeiter Michael Jantsch

Michael Jantsch ist Anforderungsvermittler mit den Schwerpunkten Anforderungsmanagement und Business- / Systemanalyse.

Sein Einsatz in Kundenprojekten umfasst das Ermitteln, Prüfen und Dokumentieren von Anforderungen, insbesondere an der Schnittstelle zwischen Business und IT

Seine besondere Stärke liegt auf der Unterstützung der Fachbereiche bei der Analyse des fachlichen Bedarfs und dem Übertragen des Kundenbedarfs in Systemanforderungen.

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